Yoga Stile

Ein kleines Was ist Was

Von Ajita Alexandra Gobrecht, veröffentlicht am , gekennzeichnet mit Yoga und Yoga Stile

Der Schulterstand

Yoga gibt es wie Sand am Meer. Aber was sind die wichtigsten Yoga Stile, wie unterscheiden sie sich und welcher Yoga Stil ist für mich geeignet?

Iyengar Yoga

Der Inder B.K.S. Iyengar (geboren 1918, gestorben 2014) war einer der einflussreichsten Yogameister unserer Zeit. Er war als Kind oft krank (Malaria, Tuberkulose, Typhus etc.) und lernte von seinem späteren Schwager T. Krishnamacharya Yoga. Im Zentrum seines Stils steht die exakte Ausführung der Asanas (Yogahaltungen) und die präzise Ausrichtung der Gelenke. Kaum ein Körper kann die Asana aber genau so ausführen, wie das Original sie vorschreibt. Deswegen versucht man im Iyengar Yoga mit Hilfsmitteln wie Gurten, Blöcken, Stühlen, Decken etc., den Körper exakt auszurichten. Die Ansagen des Yogalehrers sind hier sehr ausführlich und präzise und der Schüler konzentriert sich darauf, sie genau zu befolgen. Die Hilfsmittel machen es möglich, Iyengar Yoga auch bei körperlichen Einschränkungen, Krankheiten und in höherem Alter zu praktizieren. Die Asanas werden langsam ausgeführt und gehalten und trainieren vor allem die Kraft. Daneben werden auch Atemübungen praktiziert.

Vini Yoga

Vini Yoga wurde von T.K.V. Desikachar erfunden (geboren 1938, gestorben 2016 in Indien), dem Sohn von T. Krishnamacharya und basiert auf den Prinzipien des Yogas nach T. Krishnamacharya. Die Asanas werden hier, im Gegensatz zum Iyengar Yoga, den Menschen und ihren Bedürfnissen angepasst. Vini Yoga ist ein sanftes Ganzkörpertraining und wird auch als therapeutisches Yoga bei unterschiedlichsten gesundheitlichen Problemen wie Rückenschmerzen, Gelenkerkrankungen usw. eingesetzt.

Yin Yoga / Faszienyoga

Beim Yin Yoga werden die einzelnen Asanas (meist im Sitzen oder Liegen) länger gehalten (durchschnittlich fünf Minuten). So erreicht man eine Dehnung der Faszien, der tiefen Bindegewebsschichten. Yin Yoga ist ein wunderbarer Ausgleich zu einem sehr aktiven, stressigen Alltag und wirkt ähnlich regenerierend wie eine Meditation. Man verbessert damit auch seine Beweglichkeit, hält die Gelenke geschmeidig und kann Verspannungen und Blockaden lösen. Details im Blogartikel zum Yin Yoga/Faszienyoga.

Hatha Yoga

Hatha Yoga ist der Oberbegriff für klassisches, ganzheitliches Yoga, was es im Westen seit mehr als 50 Jahren gibt. Die Übungen werden in der Regel für mindestens eine Minute gehalten und trainieren sowohl die Beweglichkeit als auch die Muskelkraft. Ha heißt Sonne, Tha Mond - im Hatha Yoga harmonisieren wir diese beiden grundverschiedenen Energien, d.h. wir verbinden Aktivität mit Ruhe, Anspannung mit Entspannung und fühlen uns nach der Yogastunde ausgeglichener. Neben den Körperübungen, den Asanas, umfasst der Hatha Yoga im weiteren Sinne auch die Atemübungen (Pranayama), eine gesunde, möglichst frische Ernährung, die Entspannung (sie darf am Ende keiner guten Yogastunde fehlen) sowie positives Denken und Meditation.

Rückenyoga

Rückenyoga basiert auf dem Hatha Yoga, wobei der Fokus hier auf der Kräftigung von Bauch-, Rücken- und Schultermuskeln liegt und der ganze Körper gedehnt wird. Rückenyoga wird präventiv eingesetzt oder zur Behandlung schon bestehender Rückenbeschwerden. Asanas, die der Wirbelsäule schaden könnten werden nicht ausgeführt oder so abgewandelt, dass sie den Rücken gesund erhalten bzw. Rückenbeschwerden lindern.

Anusara Yoga

Dieser Yoga Stil wurde 1997 von dem Amerikaner John Fried gegründet und beruht auf Hatha Yoga. Der Fokus liegt auf Anatomie und korrekter Ausrichtung von Händen und Füßen - die Ausrichtungsprinzipien beruhen auf der Biomechanik und Bioenergetik. Anusara Yoga ist ein sehr positiver, lebensbejahender Stil, es geht nicht um die Perfektion der Asanas, sondern um Freude und Einklang mit dem Göttlichen bzw. dem Kosmos.

Acro Yoga

Acro Yoga wurde von den US-Zirkusartisten Jenny Sauer-Klein und Jason Nemer entwickelt. Man macht hier zusammen mit einem Partner Yogaübungen quasi in der Luft, d.h. es werden Asanas, Akrobatik und Thai-Massage kombiniert.

Aerial Yoga

Beim Aerial Yoga schwebt man in einem trapezförmigen Tuch über dem Boden, gibt sein Körpergewicht an das Tuch ab, schwingt hin und her, trainiert alle Muskeln, auch die Tiefenmuskulatur, und den Gleichgewichtssinn. Die Kopfüberstellungen aus dem Aerial Yoga können bei Rückenproblemen und -verspannungen sehr wohltuend wirken.

Ashtanga Yoga

Ashtanga Yoga wurde von dem Inder Sri K. Pathabi Jois (1915-2009) erfunden, wird in Indien seit Mitte des 20. Jahrhunderts gelehrt und bildet den Ursprung mehrerer dynamischer Yoga Stile. Seit den 70er Jahren gibt es Ashtanga Yoga auch im Westen. Es beinhaltet sechs festgelegte Übungsserien nach Schwierigkeitslevels. Man beginnt damit, die erste Serie zu erlernen und schreitet erst zur nächsten voran, wenn man die vorige Serie perfekt beherrscht. Das kann mitunter Jahre dauern. Die Abfolgen sind dynamisch, jede Position wird nur fünf Atemzüge gehalten, teilweise werden die einzelnen Asanas mit Sprüngen miteinander verknüpft. Atmung und Bewegung verschmelzen dabei miteinander. Ashtanga Yoga ist ein sehr kraftvoller und dynamischer Stil, eine Meditation in Bewegung. Durch die festgelegte Abfolge werden nacheinander alle Körperteile aktiviert, gedehnt und gekräftigt, auch die Ausdauer wird trainiert und man kommt ins Schwitzen.

Vinyasa Flow Yoga

Vinyasa Flow Yoga ist auch ein dynamischer Übungsstil, bei dem es allerdings keine festgelegten Sequenzen gibt. Der Yogalehrer wählt und kombiniert die Asanas frei. Auch hier werden Bewegung und Atem miteinander verbunden, man kommt in einen Bewegungsfluss (Flow), bei dem der Atem das Tempo bestimmt. Oft wird mit Musik praktiziert.

Power Yoga

Auch Power Yoga stammt, wie das Vinyasa Flow Yoga, vom Ashtanga Yoga ab. Erfunden wurde der Stil von den Amerikanern Baron Baptiste und Bryan Kest. Die Asanas werden jeweil fünf Atemzüge gehalten, der Körper ist während der Yogastunde immer in Bewegung. Bevorzugt wird hierbei die Ujjayi Atmung eingesetzt, d.h. es wird ein rauschender Laut in der Kehle erzeugt.

Jivamukti Yoga

Jivamukti Yoga wurde 1984 von dem New Yorker Künstlerehepaar Sharon Gannon und David Life ins Leben gerufen. Es wird grundsätzlich zu Musik praktiziert (die Richtung variiert je nach Yogastudio). Die Sequenzen sind kraftvoll und fließend, fast schon tänzerisch und Freude, Lachen, auch Mitsingen stehen im Vordergrund. Insgesamt hat Jivamukti Yoga fünf Säulen: Yogaphilosophie (die alten Yogaschriften), Musik (Kirtan) und Hingabe (z.B. durch chanten, d.h. mitsingen), Ahimsa (d.h. Gewaltlosigkeit, z.B. durch vegetarische/vegane Ernährung) und Meditation.

Bikram Yoga

Bikram Yoga wurde nach seinem Erfinder Bikram Choudhury benannt. Das auffälligste Merkmal dieses Yoga Stiles ist vielleicht die Raumtemperatur, die bis zu 40° beträgt, und die Luftfeuchtigkeit von ca. 40%. Aufwärmübungen entfallen. Mit den 26 Asanas werden dann Muskeln, Bänder und Sehnen sehr intensiv gedehnt, Verspannungen können sich lösen und die Beweglichkeit des Körpers wird verbessert. Angeblich wirkt das Raumklima auch wie ein Detox-Programm.

Hot Yoga

Hot Yoga ist ein Abkömmling vom Bikram Yoga, auch hier beträgt die Raumtemperatur 38 bis 40°, allerdings muss das Yoga Studio nicht über eine Bikram Lizenz verfügen und keine festgelegte Übungsserie wie im Bikram Yoga ausführen. Hot Yoga kann also ganz unterschiedliche Yogastile umfassen.

Kundalini Yoga

Kundalini Yoga ist der Yoga der Energieerweckung und wurde in den 1960er Jahren von Yogi Bhajan im Westen populär gemacht. Es werden vor allem Asanas im Sitzen ausgeführt, auch schnelle Asanas mit sehr vielen Wiederholungen (z.B. Arme schütteln). Daneben werden Mantras gesungen sowie Atemübungen, Energieerweckungs- und Energieleitungsübungen und Meditationen gemacht. Es geht beim Kundalini Yoga auch um Spiritualität, Hingabe und die geistige Ausrichtung.

Hormon Yoga

Die Brasilianerin Dinah Rodriguez (geboren 1927) entwickelte Hormon Yoga für Frauen in den Wechseljahren oder mit PMS. Es ist ein sanfter und dynamischer Yoga Stil, der u.a. die Hormondrüsen stimuliert.

Luna Yoga

Luna Yoga wurde in den 1980er Jahren von der Deutschen Adelheid Ohlig (geboren 1954) entwickelt. Es ist für Männer und Frauen geeignet und legt den Schwerpunkt auf die Anregung und Gesunderhaltung der Beckenregion.

Fazit

Eines ist allen Stilen gemeinsam: Yoga führt Dich nach innen, bringt Dich näher zu Dir selbst, es harmonisiert Körper, Geist und Seele. Probier einfach unterschiedliche Angebote aus und spüre in Dich rein, was Dir persönlich gut tut.